Bau der Obralino Parkeisenbahn
2010 entstand in Oberösterreich ca. 10 km nördlich des Attersees ein kleiner Freizeitpark für Familien mit Kindern: das Obra-Kinderland. Der Geschäftsführer ist seit seiner Kindheit Modelleisenbahner. Schon seit 1975 betreibt er privat eine Gartenbahn in Spur 5 Zoll mit einer Streckenlänge von ca. 360 m. Etwa 2013 entstand der Wunsch, den Besuchern des Kinderlandes die Mitfahrmöglichkeit auf einer Eisenbahn zu bieten. Kinder sollten zusätzlich selbst auf Schienen fahren können. Allerdings weist das Gelände einen Höhenunterschied von knapp 30 m auf, ist also für den Bau einer Parkbahn nur bedingt geeignet. Erste Gelände- Vermessungen ergaben, dass sich eine 7¼-Zoll-Strecke bei einem Mindestradius von 12 m und einer maximalen Steigung von 2 % nur im unteren Teil des Parks realisieren ließe. Um die erforderlichen Erdbewegungen im Rahmen halten zu können, wurde die Streckenplanung immer weiter optimiert, bis Böschungs-Ausschnitte und -Einschnitte eine maximale Höhe von nur 1,5 m erreichten. Dies erlaubte die Abstützung der Böschungen mit steingefüllten Gabionen von nur 0,5 m Tiefe ohne Betonfundamente. Insgesamt mussten 230 m Böschungen bis 1,5 m hoch gesichert und abgestützt werden. Es wurden überwiegend Gabionen mit 2 m Länge und Höhen von 1 m und 0,5 m verarbeitet. Sie wurden alle mit dem Bagger auf verdichtetem Boden in ein Kiesbett versetzt. Die Räume zwischen Böschungswand und Gabionen wurden mit Grobschotter hinterfüllt. Dies ergibt eine optimale Entwässerung auch bei starken Regenfällen. Das anfallende Böschungswasser rinnt am Fuß der Gabionen durch diese durch. Da der Trassen-Unterbau mit einem Quergefälle von 2 % angelegt wurde, rinnt das Regenwasser auch unter dem Gleisschotter gut ab. Das bei der Gleistrasse anfallende Aushubmaterial wurde nicht abtransportiert, sondern für Bahndämme und Geländeplanie verwendet. Humus wurde seitlich gelagert und später planiert oder für Böschungsbepfl anzungen eingebaut. Der vorhandene Lehmboden wurde ca. 40 cm tief ausgehoben; an Böschungen und in Einschnitten bis zu 200 cm. Es mussten ca. 550 m³ Humus und Lehmboden ausgebaggert, auf eigenem Gelände transportiert und wieder eingebaut werden.
Das Gleisoval rund um Teich und Retentionsbecken. Im Hintergrund sind der im Bau befindliche Lokschuppen und die Kehrschleifenbrücke zu erkennen.
Auf die Trassen-Grobplanie wurden 30 cm Recyclingschotter aufgebracht und verdichtet. Als Gleisschotter verwendeten wir – wie bei der großen Eisenbahn – gebrochenen Granit in einer Schichtdicke von 10 cm und in einer Korngröße von 16 bis 32 mm. Es wurden 150 Tonnen Gleisschotter eingebaut. Die erforderliche Abgrenzung zwischen
Gleisschotter und danebenliegenden Pflanzflächen, wurde mit H-förmigen Stahlstehern und dazwischen eingeschobenen, druckimprägnierten Holzbohlen errichtet. Die gesamte Gleisanlage in Spur 7¼ Zoll, haben wir selbst gebaut. Wir verwenden das Schienenprofi l 31 x 35 x 18 mm der Firma Montanstahl und U-Profi l-Schwellen aus Stahl 35 x 40 x 35 x 4 mm. Die U-Schwellen werden, nach unten hin offen, mit den Schienenprofi len, im Längsabstand von 25 cm, verschweißt. Diese Schienen sind sehr verwindungssteif und die U-Schwellen verkrallen sich gut im Gleisschotter. Die Gleislage ist somit außerordentlich stabil. Über 600 m Gleis, 12 Weichen und eine Dreiwegeweiche bauten wir in der ersten Bauetappe ein. Brücken mit 2 m, 3 m und 40 m Länge mussten konstruiert und errichtet werden.
Der Bahnhof ist dreigleisig. Er wurde mit einem 11 m langen Bahnsteigdach überdacht. Hier starten die Publikums- und Draisinenfahrten auf der ca. 450 m langen Rundstrecke. Für das Abstellen ganzer Zuggarnituren bauten wir einen 20 m langen Lok- und Waggonschuppen mit vier Abstellgleisen. Der Schuppen wurde in Holzkonstruktion auf einer 20 cm dicken Betonplatte errichtet.
Mitte Juni 2015 konnte der Fahrbetrieb mit einer zweiachsigen Lok und 2 Waggons, Kapazität ca. 20 Personen, aufgenommen werden. Die Lok wird mit einem Honda-Benzinmotor über ein hydraulisches Getriebe auf beide Achsen angetrieben. Wegen des 2 %igen Gefälles auf Streckenteilen sollten die Sitzwaggons die wir gebraucht gekauft hatten gebremst werden können. Einige Drehgestelle des Zuges waren mit Bremsbacken und Pneumatikzylindern ausgerüstet. Wir mussten die Druckluftleitungen samt Kupplungen erneuern und auf der Lok ein Bremsventil installieren. Die Speicherbehälter für die Druckluft wurden hinten am letzten Waggon montiert. Nach drei Rundfahrten mussten die Druckluftspeicher im Bahnhof aufgefüllt werden.
Abwechselnd zum Mitfahrzug standen 5 Draisinen mit Pedalen und Kettenantrieb, gebaut von Jürgen Musche, zur Verfügung. Aus Sicherheitsgründen bauten wir die Draisinen auf Freilauf und Rücktrittbremse um. Das hat sich sehr gut bewährt. Denn bei den Besuchern des Kinderlandes sind die Selbstfahrer-Draisinen sehr beliebt. Mehr als der Zug zum Mitfahren.
Ausblick auf den zukünftigen Fuhrpark: Die Selbstfahrer sollen zusätzlich Handkurbel- oder Handhebel-Draisinen angeboten bekommen. Für die Mitfahrer werden bei der Firma Wimmer Maschinenbau (83236 Übersee) 2 E-Loks, V 22-Modelle der Jagsttalbahn und Sitzwaggons für etwa 25 Personen eingekauft. Der Mitfahr-Zug der Firma Wimmer überzeugt durch eine innovative sichere Bremse. Sämtliche Achsen der Sitzwaggons werden durch Scheibenbremsen über eine hydraulische Aufl aufbremse sehr wirksam gebremst. Ausbau der Parkbahn im Obra-Kinderland: In den nächsten Jahren soll die Fahrtstrecke auf knapp 1000 m Länge ausgebaut und um einen zweiten Bahnhof erweitert werden.